Konzert
POTION / paralell worlds
Sat - 18. Sep. 2010 - 23:00
Nicht weniger als die völlige Demokratisierung der Musik wurde prophezeit. Der Gedanke, dass jeder Musiker seine Musik völlig eigenständig vermarktet ohne lästige Zugeständnisse gegenüber einer Plattenfirmen zu machen, ist allerdings nicht mehr als eine schöne Vision geblieben. Inzwischen werden die meisten begriffen haben, dass ein paar Downloads im Internet allein auch nicht zum großen Durchbruch verhelfen. Schließlich muss der musikinteressierte Weltbürger erst einmal den Weg dorthin finden. Potion scheint dies verstanden zu haben. Die Band aus San Fransisco vertraut nicht darauf, dass sich zufällig jemand auf ihre Seite verirrt, und bietet erst gar keine Downloads an. Annie und Michel nutzen das Internet vielmehr aktiv um selbst potentielle Abnehmer zu finden. Ungefähr 400 Promos haben sie von ihrem ersten regulärem Album “Band of Outsiders” an kleine Radiostationen und Magazine in alle Welt geschickt, stets begleitet von einem persönlichen, amerikanisch-enthusiastischem Brief, dessen Charme man sich nur schwer entziehen kann. Und das Konzept scheint aufzugehen - jedenfalls was das Feedback der angesprochenen Multiplikatoren angeht: Auf www.potionmusic.com finden sich eine ganze Reihe Radiosender, Fanzines und Magazine, die Potion in Spanien, Finnland oder Neuseeland die gewünschte Öffentlichkeit schenken. Und bereits in B-Side #15 meinten wir zur “Circa” EP: “Es ist die Musik, mit der man den weiten Weg von San Fran nach Mexiko auf sich nimmt, zwischendurch ein paar Bierchen zischt und dann kurz vor Grenze wieder umdreht, weil man den Pass vergessen hat.” Daran hat sich nichts grundlegend geändert. Auch Potion's aktuelle Songs passen so gut zu einem kühlen Bier wie der Grillabend zum lauen Sommerabend. Das Album groovt größtenteils entspannt wie einst Stereolab's “Lo Boob Oscillator” und Annie's ungewöhnlich tiefe Stimme lässt einen an Vieles aber nicht an den nächsten Tag denken. “Band Of Outsiders” ist Pop und dennoch irgendwie anders als all die anderen Alben, die uns den Sommer versößen. Da passt es ganz gut, dass auch Potion ein bisschen anders sind als der Rest.