stroheim vs grrrit angel

* gier

Wed - 16. May. 2012 - 22:00



Heute Abend im Wp Acht Künstlerverein - Grrrit Angel untermalt Erich von Stroheims 'Gier' mit ausgewählten Stücken aus seiner Diskothek.

Erich von Stroheims Stummfilm über den Fluch des Geldes zählt zu den bedeutendsten Werken der Filmgeschichte, in dem die 'Gier nach Gold' das animalische Wesen hinter der kleinbürgerlichen Fassade hervortreten lässt. Um die ungeheure Macht des Goldes auch bildlich hervorzuheben, ließ Stroheim den Glanz des Goldes im Schwarz-Weiß-Film von Hand nachkolorieren. Mit "Gier" nahm der aus Österreich stammende Regisseur sein ambitioniertestes Werk in Angriff: Er versuchte, die literarische Vorlage "Mc Teague - A Story of San Francisco" (1899) von Frank Norris nahezu Wort für Wort auf die Leinwand zu übertragen und fügte noch mehrere Nebenhandlungen hinzu, die das Schicksal der drei Hauptfiguren begleiten.

"Gier" war die erste Großproduktion, die nur an Originalschauplätzen gedreht wurde. Von Stroheim weigerte sich, den Film im Studio zu drehen und suchte stattdessen nach einer Arztpraxis an einer verkehrsreichen Kreuzung, nach einem Bergwerk in der Nähe von San Francisco, nach dem heißesten Ort im Death Valley. Er setzte alles daran, die Schauplätze des Films so authentisch einzurichten, dass seine Darsteller sich in die Verhältnisse einleben konnten.

Das Ergebnis war ein für die 20er Jahre ungeheures Maß an Realismus, der von Stroheim den Titel "Flaubert des Kinos" einbrachte. Doch die Probleme begannen beim Schnitt des neunstündigen Filmmaterials: Von Stroheims Montage zielt weniger auf dramatische Effekte, als auf kontinuierliche Linien, die das Leben seiner Figuren veranschaulichen. Auf Druck der Produzenten kürzte von Stroheim sein Werk auf viereinhalb Stunden, die Produktionsfirma MGM reduzierte letztendlich die Filmlänge auf etwas über zwei Stunden. Nach der rabiaten Arbeit der MGM-Cutter blieb nur mehr ein stark verkürzter Erzählstrang der Haupthandlung übrig.

Von Stroheim hat die Kürzung seines Meisterwerkes nie verkraftet: "Auch wenn ich drei Wochen Zeit zum Reden hätte: Ich könnte den Schmerz nicht beschreiben, den mir die Verstümmelung meines Werkes bereitet hat." Mit "Gier" packte der Regisseur zum ersten Mal ein Amerika-kritisches Thema an: Er zeigt eine Gesellschaft, die von der Gier nach Geld beherrscht wird und jeglichen moralischen Kodex verloren hat. In der amerikanischen Öffentlichkeit stieß er infolgedessen auf besonders heftige Kritik, doch auch in Österreich und besonders in Deutschland fiel der Film durch, da von Stroheim sich durch seine Rollen als deutscher Offizier in amerikanischen Filmen den Zorn der rechten Presse zugezogen hatte. Nach der deutschen Erstaufführung am 14. Mai 1926 im Berliner UFA-Palast wurde "Gier" abgesetzt.“